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Internationale Wochen gegen Rassismus

Vom 15. – 23. März 2021 finden die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Ihr könnt bei der digitalen Auftaktveranstaltung live am 15. März 2021 um 17.00 Uhr dabei sein.

Hier findet ihr den Link zur Seite der Stiftung gegen Rassismus, die die Auftaktveranstaltung gestaltet und überträgt.

Anlässlich der Aktionswochen möchten wir euch hier erneut aufmerksam machen auf die Zustände an den EU-Außengrenzen, die nach wie vor dramatisch sind.

  • Lest dazu den Bericht der Aktion sea-eye:

Fight Racism in the Mediterranean

Rassismus ist und bleibt ein ernstzunehmendes Problem unserer Gesellschaft. Auch die Zustände an den EU-Außengrenzen zeugen davon, wie der Wert von Menschenleben aufgrund von Herkunft und Hautfarbe unterschieden wird. Wir wollen deshalb anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 15. -28.03. mit euch zusammen auf die unterlassene Hilfeleistung bei der Rettung Flüchtender im Mittelmeer aufmerksam machen.

Die rassistischen Strukturen der EU-Politik im Mittelmeer zeigen sich deutlich, wenn man den Umgang mit in Seenot geratenen Flüchtenden mit dem mit Europäer*innen in derselben Situation vergleicht. Um diese diskrimierenden Strukturen exemplarisch darzustellen, haben wir folgenden Alarmphone-Fall als Beispiel für unterlassene Hilfeleistung von Menschen in Seenot für euch aufbereitet:

Am 09. April 2020 startete ein Schlauchboot in Qarapoli, Libyen, mit 63 Menschen an Bord. In der Nacht vom 10. auf den 11. April setzten die Menschen einen Notruf an Alarmphone ab, zu diesem Zeitpunkt befanden sie sich in der maltesischen SAR-Zone (Such-und Rettungszone) in Seenot. Alarmphone leitete den Notruf unmittelbar an maltesische, italienische, libysche, portugiesische und deutsche Behörden sowie die EU-Agentur Frontex Sea-Eye e. V. -Referat Mitglieder & Ehrenamtmitmachen@sea-eye.de / sea-eye.orgweiter. Nach mehreren vergeblichen Versuchen eine Küstenwache zur Rettung zu bewegen, organisierten die italienische sowie die maltesische Küstenwache am 12. April einen Suchflug und konnte den genauen Ort des Schlauchboots ermitteln. In der Nacht vom 14. April näherte ein Frachtschiff sich den Menschen in Seenot. Wegen schlechter Seebedingungen und mangels Anweisung des anwesenden maltesischen Militärflugzeugs unterließ das Frachtschiff jedoch jegliche Hilfeleistung. Auf Anordnung der maltesischen Küstenwache verließ das Frachtschiff die Szene ohne einen Rettungsversuch gestartet zu haben.

Fast 4 Tage nach dem ersten Notruf nahm ein Fischerboot die 51 Überlebenden an Bord und brachte diese auf Anweisung der maltesischen Küstenwache in einem illegalen Push-Back zurück nach Libyen. Insgesamt befanden sich unter den 51 Überlebenden 40 Männer, 8 Frauen und 3 Kinder aus Eritrea und dem Sudan. In den 6 Tagen, in denen die maltesische Küstenwache sowie andere europäische Behörden eine Rettung verweigerten und untätig blieben, starben 5 Menschen aus Eritrea und Ethopien an Dehydrierung und 7 ertranken.

Diesem sehr drastischen Beispiel von unterlassener Hilfeleistung für Flüchtende in Seenot, steht folgender Fall gegenüber, der beispielhaft zeigt, wie Seenotrettung durch staatliche und EU-Institutionen aussehen sollte und kann:

In der Nacht vom 18. auf den 19. August 2018 fiel eine 46-jährige Britin stark alkoholisiert vom Kreuzfahrtschiff Norwegian Star in die kroatische Adria. Um 6:30 Uhr wurde vom Kapitän ein Notruf abgesetzt und kurz darauf eine aufwändige Suchaktion gestartet. Involviert waren hier die kroatische Marine und Küstenwache, ein Suchflugzeug und Privatboote. Nach zehn Stunden im 20 Grad warmen Wasser wurde sie dann um 9:40 Uhr von einem kroatischen Rettungsschwimmer wohlbehalten an Bord eines Marineschiffs gebracht.

Dieses Beispiel zeigt, wie Menschen gerettet werden sollten, die im Mittelmeer zu ertrinken drohen. Leider zeigt die Praxis nicht nur im oben genannten Fall, dass offensichtlich Unterschiede darin gemacht werden, wer gerettet wird und wer nicht. Für uns ist klar: Das Problem heißt Rassismus, auch im Mittelmeer. Diesem strukturellen Rassismus treten wir entschieden entgegen und fordern: Jeder Mensch muss aus Seenot gerettet werden, egal wo die Person herkommt, welche Hautfarbe und welche Religion sie hat.

Als weiterführende Lektüre zu der Thematik empfehlen wir euch einen Artikel von AlarmPhone.“

  • Am 08. März kam die Meldung, dass die Crewmitglieder der juventa 10, die durch ihre Rettungseinsätze im Mittelmeer vielen Menschen das Leben gerettet haben, in Italien wegen „Beihilfe zur illegalen Einreise“ angeklagt sind. Ihnen drohen bis zu 20 Jahren Haft.

Hier findet ihr die Petition zu diesem Fall und hier könnt ihr mehr über die Organisation „we are juventa 10“ lesen.

Die Situation der Menschen, die dort seit Jahren leben, ist katastrophal.

  • Nach den Plänen der EU-Kommission „New Pact on Migration and Asylum“ sollen Asylanträge in Zukunft direkt an den Außengrenzen im Schnellverfahren abgewickelt werden.

Nur noch wenige Menschen würden überhaupt in ein reguläres Asylverfahren kommen, die meisten würden in einem Schnellverfahren an der Grenze sofort wieder abgewiesen werden. Lest über diese Pläne hier mehr bei ProAsyl.

Liebe Freunde und Freundinnen unseres Patenprojekts,

bitte teilt diese Informationen! Viele Leute wissen nichts davon, es wird kaum darüber berichtet. Und viele Leute halten es inzwischen für normal, dass es so ist. Es ist nicht normal! Es ist nicht das Leben, das wir uns vorstellen, wenn uns humanitäre Werte etwas bedeuten – ein Leben in Würde, Freiheit und Frieden. Wir müssen darüber sprechen und für ein menschliches Miteinander eintreten. Nicht nur in den Wochen gegen Rassismus. Immer und an jedem Ort.
Jeder Mensch kann von Rassismus betroffen sein.

Und wer erhebt dann seine Stimme, wenn wir jetzt schweigen?

Teilt eure Erfahrungen, eure Gedanken und eure Visionen für die Zukunft!